96. Auktion

18.11.2017

Lot 284

Theodor Knoblich, Altona, Werk Nr. 1785, 175 x 195 x 175 mm, circa 1890
Seltenes Schiffschronometer mit 56h Gangreserve
Geh.: Mahagoni. Ziffbl.: versilbert. Werk: Messingwerk, Kette/Schnecke, Federchronometerhemmung nach Thomas Earnshaw, bimetallische Chronometerunruh mit 2 Gewichten und 4 Schrauben.
Ausweislich eines Zettels auf dem Gehäuse fuhr dieses Chronometer auf dem Segler "Ophelia", ein Hamburger Großsegler, welcher meist die Route nach Südamerika befuhr.
Ab 1918 musste das Deutsche Reich Reparationsleistungen erbringen. Dazu gehörten auch alle Segelschiffe deutscher Reedereien, soweit sie größer als 1.600 BRT waren. Die Reparationskommission verhandelte die Verteilungen der Schiffe an die Siegermächte. Seit Beginn des Krieges 1914 wurden in Chile 57 deutsche Segelschiffe festgehalten. Nach Kriegsende mussten diese Schiffe nach Deutschland zurückgebracht werden, um den Alliierten übergeben werden zu können. Den deutschen Reedern gelang es, diese Schiffe mit deutschen Mannschaften besetzen zu lassen, um sie nach Europa zurück zu segeln. Die in Chile internierten Segelschiffe wurden noch einmal mit Chilesalpeter beladen, das die deutschen Reeder auf eigene Rechnung nach Europa verschiffen durften. Da es sich um eine gemeinsame Unternehmung mehrerer Reedereien handelte, wurde zu diesem Zweck ein Seglerpool, die Deutsche Segelschiff-Kontor GmbH, gegründet. Einer der Gesellschafter war die Reederei AG, Hamburg mit den Viermastbarken "Oceana", "Olympia", "Onda" und "Ophelia" und den Vollschiffen "Omaha" und "Ostara".
Der Einsatz dieses Instruments auf rauer See läßt sich erahnen - dies ist kein Museumsexponat sondern ein Stück mit Geschichte. Knoblichs feines vergoldetes Werk jedoch mit viel gebläutem Stahl ist in tadellosem Zustand.
Theodor Knoblich wurde am 28. November 1827 in Friedland (Preußisch Schlesien) geboren. Schon während seiner Schulzeit unterstützte er seine Eltern indem er Stecknadeln fertigte und Musikinstrumente reparierte. Er arbeitete mehrere Jahre in Altona bei Moritz Krille. Danach wurde er bei Schneider in Hamburg Werkführer und übernahm 1863 das Geschäft von Krille. Die Firma nannte sich nun Theodor Knoblich, Krills Nachfolger. Er baute viele Sekundenuhren und Seechronometer, belieferte deutsche und ausländische Sternwarten mit zahlreichen Chronographen und elektrischen Uhren. In Kontakt mit der indes von Altona nach Kiel verlegten Sternwarte erweiterte er seine Kenntnisse der wissenschaftlichen Instrumente, baute zum Repfsoldschen Aequatorial ein elektrisches Echappement, ähnlich dem Tiedeschen und seit 1871 für Sternwarten wie beispielsweise Hamburg und Straßburg, Pendeuhren mit und ohne Barometerkompension. 1877 verlegte er sein Geschäft nach Hamburg und arbeitete dort auch mit Ferdinand Dencker zusammen, um Chronometer zu fertigen. Doch diese Verbindung löste sich bald. Er erhielt Auszeichnungen in Stettin 1865, in Altona 1869 und in Wien 1873. Er fertigte feine Uhren, Pendel und Chronometer selbst vollständig. Nur die Zugfedern für seine Chronometer bezog er aus England, die Unruhen und Hemmungen fertigte er fast eigenständig. 1891 verkaufte Knoblich sein Geschäft wegen gesundheitlicher Probleme und setzte sich zur Ruhe. Er verstarb am 1. Juli 1892.
Quelle: https://watch-wiki.org/index.php?title=Knoblich,_Theodor, Stand 09.02.2016.

Verkauft

schätzpreis
3.5006.000 €
Realisierter Preis
3.400 €