96. Auktion

18.11.2017

Lot 396

Bazile-Charles Le Roy - Horloger de S.A.I. et R. Madame à Paris, Geh. Nr. 2960, Werk Nr. 3082, 51 mm, 56 g, circa 1800
Hochfeine, seltene, mit großen Edelsteinen, Diamanten und Perlen besetzte Goldemail "Montre Médaillon à Tact" Präsenttaschenuhr des Königs von Westphalen mit versteckter Gravur "Donnée par le Roi". Es handelt sich hierbei um eine äußerst seltene Uhr mit akrostischer Juwelenarbeit, bei der die Anfangsbuchstaben der verwendeten Edelsteine das Wort "HEURES D'AMOUR" ergeben.
Geh.: 20Kt Gold, Email, Edelsteine, Perlen, auf der Rückseite signiert. Gehäusemacher-Punzzeichen "PBT" (Pierre- Benjamin Tavernier). Ziffbl.: Goldplatine mit kleinem, dezentralem, guillochiertem Zifferblatt mit radialen röm. Zahlen. Werk: "Lepine" Kaliber, Schlüsselaufzug, fliegendes Federhaus, Zylinderhemmung, dreiarmige Messingunruh.
Taverniers "forme collier" Gehäuse, dessen Vorder- und Rückseite mit aufwändig guillochierter Strahlendekoration und transluzid taubenblauem Email dekoriert ist. Der drehbarer Frontdeckel besitzt einen diamantbesetzten Pfeil "sous émail" zum Anzeigen der Stunden. Als Tastknöpfe zum Erfühlen der Zeit ist das guillochierte Mittelteil mit goldgefassten, bunten Edelsteinen, Diamanten und dazwischen sitzenden Perlen besetzt.
Die verwendeten Edelsteine sind Hessonite, Emeraude, Uvite, Rhodolite, Emeraude, Saphire, Diamant, Améthyste, Morganite, Opale, Uvite, Rhodolite und ergeben mit den Anfangsbuchstaben ihrer französischen Bezeichnungen den poetischen Ausdruck "HEURES D'AMOUR".
Unter der französischen Kaiserin Marie-Louise kreierte der berühmte Pariser Juwelier Chaumet ein Buch mit Edelsteinen, deren Anfangsbuchstaben das Alphabet ergeben, um auf geheimnisvolle Art einen Namen, einen poetischen Ausdruck oder eine Liebesbotschaft zu schreiben.
"Montre Médaillon à Tact"
Breguet war der erste Uhrmacher, der eine solche Uhr herstellte - er verkaufte die erste ihrer Art zu Anfang des Jahres 1799 an Madame Betancourt, die Frau seines besten Freundes. Er stellte weitere Uhren in verschiedenen Ausführungen her, einige hatten recht große Tastanzeigen (wie die vorliegende Uhr), andere nur kleine. Der Preis für die Uhren, die Breguet für die wohlhabensten seiner Kunden herstellte, lag zwischen 10,000 und 15,000 Francs. Im frühen 19. Jahrhundert war dies eine geradezu gewaltige Summe Geldes - trotzdem waren die Uhren heiß begehrt. Einer der Gründe für ihre Popularität war die Tatsache, dass es zur dieser Zeit als unschicklich galt, in der Öffentlichkeit auf die Uhr zu sehen; diese kostspieligen Uhren machten es möglich, die Zeit abzulesen, ohne die Uhr aus der Tasche nehmen zu müssen. Außer Breguet stellten nur noch wenige andere diese Art Uhr her; Le Roy Horloger de S.A.I et R. Madame à Paris (Bazile-Charles Le Roy (1765-1839)) war einer davon. Le Roy schuf einige dieser Uhren, die aufwändigste davon für den Prinzen von Hessen - sie besaß diamantene Tastanzeigen von 17ct und befindet sich heute in der Sammlung des Patek Philippe Museums in Genf. Sie wurde um 1810 hergestellt, ist guillochiert und emailliert und trägt die Nummer 3191. Diese Uhr wurde für den Prinzen Emil Maximilian Leopold August von Hessen und bei Rhein (1790-1856) angefertigt, der sie verschenken wollte. Man findet auf der Cuvette eine besondere Widmung in gravierter und anschließend emaillierter Form: "Donné par Emile" ("Überreicht von Emile"). Auf unserer vergleichbaren Uhr findet sich die versteckte Gravur "Donné par le Roi" ("Überreicht vom König"). Damit ist wohl Jerome Bonaparte, Bruder von Napoleon gemeint, der unter anderem den Titel des Königs von Westphalen trug.
Bazile-Charles Le Roy (1765-1839) war ein ingeniöser Uhrmacher, der Taschenuhren und Marinechronometer von hoher Qualität herstellte. Er gehörte zu den Pionieren, die in Frankreich die Ankerhemmung verwendeten. Am Anfang seiner Karriere stehen einige Uhren im Stil von Lepine, bald aber orientierte er sich an Breguet und seinen Brückenkalibern.
1805 wird Bazile-Charles Le Roy zum "Uhrmacher seiner kaiserlichen und königlichen Hoheit, der Kaisermutter" ernannt. Nah bei Napoleon und seiner Familie bot Bazile-Charles Uhren von sehr hoher Qualität an, sowohl traditionell gefertigte Uhren als auch Dezimal-Uhren, Montre à Tacts oder Uhren mit Sonnerie.
Am Ende der Französischen Revolution wird das Haus Le Roy als eine der führenden Adressen in Paris für die Herstellung von Pendulen und Reiseuhren bekannt, die hauptsächlich für die Offiziere der napoleonischen Feldzüge bestimmt waren. Bazile-Charles Le Roy wird selbstverständlich "Kaiserlicher Hofuhrmacher" von Napoleon I., der soeben in der Kathedrale Notre-Dame in Paris gekrönt wurde; ebenso "Uhrmacher der Kaisermutter" (Mutter von Napoleon), "Uhrmacher des Königs von Westphalen" (Jérôme Bonaparte, Bruder von Napoleon) und sogar der Prinzessin Pauline (Schwester von Napoleon).
Im Walters Art Museum in Baltimore befindet sich eine rot emaillierte und mit Diamanten und Perlen besetzte "Montre Médaillon à Tact". Sie wurde zwischen 1805 und 1809 für die Mutter Napoleons, Maria Letizia Bonaparte (1750-1836) angefertigt, als sie ihre Sehkraft verloren hatte. Die Uhr stammt von Bazile-Charles Le Roy (1765-1839) und trägt die Signatur "LE ROY Hgr. DE S.A. Ile ET Rle. MADAME A PARIS 2691". Die Gehäusenummer lautet 2896.

Verkauft

schätzpreis
30.00060.000 €
Realisierter Preis
59.600 €