97. Auktion

12.5.2018

Lot 271

Breguet et fils, Paris, Werk Nr. 1195, Geh. Nr. 1195, 54 mm, 110 g, circa 1804
Bedeutende, schwere Taschenuhr mit springender Stundenanzeige und Viertelstundenrepetition "Repetiton à Ponts" und Rubin-Zylinderhemmung - verkauft an Baron Guillaume-Louis Ternaux am 24. Oktober 1804 für 1.800 Francs - mit Originalschatulle und Zertifikat Nr. 3608
Geh.: 18Kt Roségold. Ziffbl.: Gold, guillochiert, Geheimsignatur, Zifferblatthersteller Borel Nr. 169. Werk: Brückenwerk, dreiarmige Messingunruh, temperaturkompensierte Unruhspirale, Stoßsicherung "parachute".
Es handelt sich bei dem vorliegenden Exemplar um eine qualitativ hochwertige Breguet Uhr, die die meisten der technischen Merkmale der sogenannten "Premiere Classe" Repetieruhren aufweist, die Breguet für den täglichen Gebrauch hergestellt hatte: springende Stunde, überhängende Rubinhemmung, gefederte Aufhängung der oberen Unruhachse und bimetallischer Temperaturausgleich.
William-Louis Ternaux (1763-1833) war der älteste Sohn von Charles-Louis Ternaux (1738-1814) und übernahm 1781 die Leitung des kleinen familieneigenen Wollstoffunternehmens in Sedan (Departement Ardennen). Unter Napoleon und während der Restauration stieg er zum führenden Wollwarenhersteller in Frankreich auf. In den Jahren 1781-1789 erweiterte er den Familienbetrieb in Sedan von 8 auf 150 Webstühle und beschäftigte über 3.000 Männer, Frauen und Kinder. Die Französische Revolution unterbrach seinen Erfolg und führte ihn 1792-98 ins Exil. Ternaux nutzte die Zeit jedoch, um die Wollindustrie in England, Deutschland und der Schweiz zu studieren und zur Zeit der "Ausstellung französischer Industriprodukte" in Paris im Jahr 1823 regierte er über eine riesige mechanisierte Wollindustrie mit insgesamt rund 20.000 Mitarbeitern. Ternaux besaß Handelshäuser in ganz Europa sowie in New York, Mexiko, Valparaiso und Kalkutta. Er trug wesentlich zum Import von Merinoschafen aus Spanien bei und brachte 1818-19 tibetische Kaschmirziegen nach Frankreich, wo er deren feine Unterwolle für seine berühmten Luxusschals verwendete. Bei einem Besuch in Louviers im Juni 1810 ehrte Napoleon Ternaux mit dem Kreuz der Ehrenlegion.
In privaten Gesellschaften und den Räten Napoleons sowie in den gesetzgebenden Versammlungen der Restauration war Ternaux ein wichtiger Sprecher, der sich für eine Wirtschafts- und Bildungspolitik zur Förderung der französischen Industrie einsetzte. Ende der 1820er Jahre geriet er jedoch in finanzielle Schwierigkeiten und musste sich allmählich aus den Geschäften zurückziehen. Es wurde immer schwieriger, preislich mit den billigeren englischen Wollstoffen zu konkurrieren und die Nachfrage der Verbraucher nach den günstigeren, maschinell hergestellten Baumwollwaren stieg stetig weiter. Zudem hatte er Probleme, die notwendige feine Wolle für die Produktion seiner Luxusgüter zu beschaffen. Im Jahr 1829 schließlich fand Ternaux einen Investor und schaffte es, über 2 Millionen Francs für den Bau einer großen modernen Leinen- und Segeltuchfabrik aufzubringen. Leider schreckte die Revolution vom Juli 1830 in Frankreich Ternauxs' Investoren ab kurz bevor die Produktion beginnen sollte. Die Zukunft des Unternehmens hing in der Schwebe, als Ternaux am 2. April 1833 in seinem Haus in Saint-Ouen plötzlich verstarb.

Verkauft

schätzpreis
15.00025.000 €
Realisierter Preis
17.400 €