98. Auktion

10.11.2018

Lot 275

Paullus Schiller, Nürnberg, 200 x 205 x 120 mm, circa 1620
Museale Figurenuhr mit Automat und Stundenselbstschlag "Urania" - ein seltenes Beispiel einer später "cercles tournants" bezeichneten Uhr
Geh.: späterer ebonisierter Holzsockel, profiliert, Öffnung für Blick auf das Werk, Ziergitter, vier gedrückte Kugelfüße; feuervergoldete Bronzefigur der Urania. Ziffbl.: rotierende Kugel mit Stundenband mit röm Zahlen. Werk: rechteckiges Messing-Vollplatinenwerk, 2 Federhäuser für Geh- und Stundenschlagwerk, gebläute Schlossscheibe, Spindelhemmung, dreiarmige Messingunruh, Glocke / Hammer.
Die mit ihrem rechten Arm auf ein Sitzpolster aufgestützte, halb liegende Muse der Astronomie, Urania hält in ihrer linken Hand auf einem Stab die Weltkugel und richtet mit ihrer rechten Hand einen Zeigestab auf den Ziffernreifen, der als Äquatorialring auf dem Globus mit den römischen Zahlen angebracht ist. Ein mit dem Uhrwerk verbundener Mechanismus bewegt den Kopf und den rechten Arm samt Zeigestab der Figur zu jeder vollen Stunde entsprechend dem Schlag auf die Stundenglocke. Das mit Maskarons und floralen Ranken reich verzierte, aus Bronze gegossene Schallgitter zwischen Figur und Werk bildet zusammen mit einer in späterer Zeit aufgesetzten Balustrade den oberen Abschluss des Gehäuses.
Die Urania scheint eine Domäne Nürnberger Uhrmacher gewesen zu sein, wenigstens wenn man nach der Herkunft der Mehrzahl dieser Uhren geht. In der griechischen Mythologie gilt sie als die Muse der Astronomie, naheliegend also, mit ihrer Gestalt ein Uhrgehäuse zu dekorieren. Und im Fall der hier besprochenen Uhren umso mehr, wenn man weiß, dass ihre Attribute aus einem Himmelsglobus und einem Zeigestab bestehen, die sie zumeist in ihren Händen hält. Urania war demnach in jeder Hinsicht wie geschaffen für die neuartige Zeitanzeige. Allein vier Uhren mit der Muse der Astronomie stammen von dem in Nürnberg arbeitenden Meister Paulus Schiller, der dort 1583 geboren wurde.
Quelle: Klassik Uhren, "Wer hat an der Uhr gedreht - Cercles Tournants", Birgit Kremer, Ausgabe 1/2011, München 2011, S. 12ff.
Paulus Schiller (1583-1634) war ein bedeutender Uhrmacher und Automatenhersteller in Nürnberg. Eines seiner markantesten Verkaufsobjekte war wohl die liegende Urania, die Muse der Astronomie, von der signierte Exemplare im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe, in der Sammlung Guggenheim in New York und in verschiedenen Privatsammlungen bekannt sind.
Quelle: Jürgen Abeler "Meister der Uhrmacherkunst", 2. Auflage, Wuppertal 2010, S. 491.
Weitere Exemplare sind abgebildet und beschrieben in Klaus Maurice, "Die deutsche Räderuhr", Band II, München 1976, Abb. 378-380 und in Klassik Uhren, "Wer hat an der Uhr gedreht - Cercles Tournants", Birgit Kremer, Ausgabe 1/2011, München 2011, S. 12ff.
Provenienz:
- US-amerikanische Sammlung
- Diese Uhr wurde im April 2004 bei Sothebys, New York, als Los Nr. 66 versteigert.
- Bedeutende Wiener Privatsammlung

Verkauft

schätzpreis
16.00025.000 €
Realisierter Preis
19.900 €