98. Auktion

10.11.2018

Lot 295

Baltazar Martinot à Paris, Höhe 330 mm, circa 1680
Bedeutende Louis XIV Reiseuhr, so genannte "Pendule de voyage", mit Halbstunden- /Stundenselbstschlag und früher Unruhspirale mit den typischen von Boulle entwickelten Uhren-Gehäusedekorationen
Geh.: ebonisiertes Eichenholz, rotes Schildpattfurnier, Messingmarketerie, verglaste Vorder- und Rückseite, 1 Hammer / 1 Glocke. Ziffbl.: vergoldetes Messing, aufgelegter versilberter Ziffernring, signiert. Werk: lyrenförmiges Messing-Vollplatinenwerk, 2 Federhäuser für Geh- und Schlagwerk, Schlossscheibe, Spindelhemmung, große dreiarmige Stahlunruh, gebläute, flache Unruhspirale.
Das charakteristische, konvex geformte Louis XIV Gehäuse ruht auf einem profilierten Sockel mit Schublade auf vier gedrückten Kugelfüßen. Die Wandung ist furniert mit rotem Schildpatt und Messingintarsien "première-partie" mit pflanzlichen Arabesken, bekrönt wird das Gehäuse von einer Glocke mit feuervergoldeter Eichenlaubkuppel mit Vasenfinial. Lyrenförmig gestaltet ist das vergoldete Messingzifferblatt mit feinst ausgeführten Gravuren von Akanthus und einem Maskaron und einem aufgelegten, versilberten Ziffernring mit römischen Champlevé Stunden. Ein kleines, graviertes Regulierzifferblatt befindet sich im oberen Ende des Zifferblattes.
Balthazar Martinot II (1636–1714) ist ohne Zweifel der berühmteste Sohn einer großen Uhrmacherfamilie. Er wurde 1636 in Rouen als ältester Sohn von Balthazar Martinot I und seiner Frau Catherine Hubert geboren und starb 1714 in Saint-Germain-en-Laye. Martinot war bereits 1660 in Paris ansässig; er erbte von seinem Schwiegervater Pierre Belon nach dessen Tod den Titel als Uhrmacher der Königin Anna von Österreich und wurde später zum Uhrmacher des königlichen Rates ernannt. Eine Inventaraufnahme im Jahre 1700 offenbarte, dass Martinot den umfangreichsten Lagerbestand an Großuhren in ganz Paris besaß; fünf Jahre zuvor hatte er bereits mit seinem Kollegen Nicholas Gribelin eine großartige Verlosung von Uhren am Hofe organisiert. Martinot zählte die wichtigsten Mitglieder der Gesellschaft, wie König Ludwig XIV. und den Dauphin, sowie viele der wohlhabendsten Aristokraten zu seinen Kunden. Die Uhren Martinots sind heute in den berühmtesten Museen der Welt zu sehen; darunter sind der Louvre, das Musée de Cluny und das Musée de Pau sowie das Victoria and Albert Museum in London.
Quelle: Tardy, "Dictionnaire des Horlogers Francais", Paris 1972, Seiten 442ff.
Eine ähnliche Uhr allerdings mit Kurzpendel und Unruh im Boulle-Marketerie Gehäuse von Isaac Thuret hatten wir in unserer 95. Auktion im Mai 2017, Lot 363. Eine weitere Uhr ist abgebildet und beschrieben in: H.M. Vehmeyer "Clocks their origin and development 1320-1880", Band II, Wilsele 2004, Seite 836f.

Verkauft

schätzpreis
6.00012.000 €
Realisierter Preis
7.500 €