98. Auktion

10.11.2018

Lot 302

Miroir, London (Joseph Spiegel in Friedberg), Werk Nr. 650, 105 mm, 861 g, circa 1750
Museale Kutschenuhr mit Stundenrepetition und Wecker im Repoussé Gehäuse von einem bedeutenden Friedberger Uhrmacher - mit zeitgenössischem Aufzugsschlüssel
Geh.: Silber, mythologische Szene in Repoussé-Technik, randseitig durchbrochen gearbeitet, Bodenglocke. Ziffbl.: Silber, Champlevé, zentrale drehbare Weckerscheibe. Werk: Vollplatinenwerk, Federhaus/Darmsaite/Schnecke für Gehwerk, 2 floral gravierte Federhäuser für Stundenrepetition und Wecker, 2 Hämmer, kunstvoll durchbrochen gearbeiteter Unruhkloben mit den Darstellungen eines Husaren zu Pferde sowie weiteren Attributen des Krieges, Spindelhemmung, dreiarmige Stahlunruh.
Die Rückseite des Gehäuses ist markant punziert mit der Darstellung Uranias, der Muse der Astronomie beim Zeichnen einer Befestigungsanlage und Kalliope, Muse der Wissenschaft in einem Garten am Meer, im Hintergrund ein Schiff auf dem Wasser mit gehisstem Union Jack. Mit Voluten und Rocaillen gefüllte Schallöffnungen zieren die Außenseite.
Vorliegende Kutschenuhr wurde in Friedberg gefertigt, aus Marketinggründen allerdings übersetzte der Friedberger Uhrmacher Joseph Spiegel seinen Namen ins Französische (Miroir) und versah seine Signatur, in Anlehnung an englische Uhrmacher, mit der Ortsbezeichnung "London". Neben Spiegel gibt es noch 24 weitere Uhrmacher aus Friedberg dieser Zeit, dessen übersetzter oder rückwärts buchstabierte Namen man neben einem falschen "London", "Paris" oder "Augsburg" findet.
"Spiegel, Joseph, seiner Profession Kleinuhrmachergeselle von Arnach, der Grafschaft Wolfsegg in Schwaben gebürtig, bat am 9.6.1736 um das Bürgerrecht in Friedberg. Bei der Geburt des Sohnes Johann Sebastian im Jahre 1737 wird seine Ehefrau Maria Anna genannt. Pate war der Uhrmacher Sebastian Petz. Bei seiner Hochzeit am 9.7.1736 wurde Joseph Spiegel als Uhrmacher aus Arnach bei Memmingen bezeichnet, und seine Frau, Maria Anna Möll (wohl Mahl), erwähnt. Trauzeugen waren die Friedberger Uhrmacher Johannes Heckel, Conradus Heckel und Jacobus Strixner. Joseph Spiegel verstarb am 18.3.1760. Er hat seine Uhren nie mit Joseph Spiegel signiert, sondern mit dem rückwärts gelesenen Namen: Legeips, oder auf französisch: Miroir. Als Ortsangaben sind Augsburg, London und Paris zu nennen. Von ihm sind bisher außer einer sechseckigen Tischuhr nur Kutschenuhren bekannt."
Quelle: Adelheid Riolini-Unger "Friedberger Uhren", Heimatmuseum der Stadt Friedberg, Augsburg 1993, S. 178.
Spiegels Uhren befinden sich in namhaften Museen und Sammlungen auf der ganzen Welt: Friedberg, Heimatmuseum; London, British Museum; Basel, Sammlung von Dr. Eugen Gschwind; Genf, Musée de l'horlogerie et de l'émaillerie; Budapest, Kunstgewerbemuseum; Mailand, Museo Leonardo da Vinci; New Jersey (USA), Newark Museum; The John Gershom Parkington Memorial Collection; Wien, Uhrenmuseum und in vielen anderen.

Verkauft

schätzpreis
18.00030.000 €
Realisierter Preis
34.800 €