98. Auktion

10.11.2018

Lot 376

Grignion / James Snelling / George Michael Moser, London, 47 mm, 124 g, circa 1776
Prächtige, mit Diamanten besetzte Goldemail Taschenuhr mit Stunden-/Viertelstundenrepetition "montre à toc" und korrespondierendem Goldemail Chatelaine - mit hochfeinen Email Malereien "en grisaille", signiert von George Michael Moser
Geh.: 22Kt Rotgold, Email, Diamanten, signierte Werkschutzkappe, Gehäusemacher-Punzzeichen "PM" (Peter Mounier of Frith Street, Soho, London). Ziffbl.: Email, diamantbesetzte Zeiger. Werk: Vollplatinenwerk, aufgelegte silberne Akanthusranken, aufgelegtes Signaturschild, Kette/Schnecke, Spitzzahnankerhemmung, 2 Hämmer, dreiarmige Messingunruh.
Die Rückseite besitzt eine runde Emailplakette mit klassizistischer Szene, bemalt "en grisaille" auf braunem Grund mit zwei einander zugewandten griechischen Sibyllen. Die Szene ist signiert "Moser F(ecit)" und wird eingerahmt von einer opak weißen Emailperlenbordüre. Das besonders aufwändig verzierte Gehäusemittelteil besteht aus strahlend kobaltblauem, transluzidem Email über schraffiertem Grund mit goldenen Wellen aus Akanthusranken und Emailperlen, sowie mit gefassten Diamanten besetzte Blüten. Eine funkelnde Diamantlunette umgibt das Zifferblatt.
Korrespondierend das Chatelaine mit drei Emailmedaillons "en grisaille" mit Profilportraits und Vogeldekor. Das Chatelaine besitzt ein Textilband und einen Schlüssel und mißt 140 mm. Die neoklassizistische Grisaille-Technik auf braunem Emailgrund war im London des späten 18. Jhdts. besonders beliebt.
Emailsignatur "Moser F(ecit)"
George Michael Moser (1706-1783) wurde in Schaffhausen geboren. Er erlernte die Kunst des Punzierens und Vergoldens von seinem Vater Michael, einem Kupferschmied. Moser zog 1726 nach London, um für den Goldschmied und Punzierer John Valentine Haidt zu arbeiten. Ab 1737 arbeitete er selbständig in den Craven Buildings nahe Drury Lane; neben seinen Punzierarbeiten stellte er auch feine Emaillegehäuse her, von denen nur noch etwa 20 erhalten sind. Moser entwarf das Großsiegel von Georg III. und malte für Königin Charlotte Emailleportraits ihrer Kinder. In den 1740er Jahren wurde Moser zu einer angesehenen Persönlichkeit an der St Martins Lane Academy; im Jahr 1769 wurde er zum ersten Keeper der Royal Academy ernannt. Die von ihm geschaffenen Repoussé-Arbeiten gehören zu den höchstwertigen seiner Zeit. Moser arbeitete mindestens bis in die späten 1770er Jahre und war bis an sein Lebensende für die Royal Academy tätig.
In seiner Ausgabe vom 30. Januar 1783 schrieb das Gentleman's Magazine, dass Moser "in einem prachtvollen Beerdigungszug zu Grabe getragen wurde, an dem herausragende Künstler mit Sir Joshua Reynolds an ihrer Spitze teilnahmen, unter anderem Sir William Chambers. Neben zehn Trauerkutschen waren auch zwei Herrenkutschen Teil des Trauerzuges."
In "The Art of the Gold Chaser in Eighteenth-Century London" widmet Richard Edgcumbe dem Werk Mosers mehr als 40 Seiten Text und zahlreiche Illustrationen.
Das vorliegende Uhrwerk stammt vom englischen Uhrmacher J. Snelling. Um welchen Snelling es sich handelt, ist nicht näher nachzuweisen, da alleine in Brian Loomes "Watchmakers and Clockmakers of the World" neun Uhrmacher dieses Namens verzeichnet sind.
Zifferblattsignatur "Grignion London"
Thomas Grignion (1713-1784) war der Sohn von Daniel Grignion (1684-1763), der 1688 aus Frankreich nach England kam. In seinem Buch "The Early Clockmakers of Great Britain" schreibt Brian Loomes, dass die Familie Grignion als "dealer and finisher" geführt wurden. Eine Uhr von Thomas Grignion befindet sich im Victoria and Albert Museum.

schätzpreis
80.000100.000 €
Realisierter Preis
-