99. Auktion

11.5.2019

Lot 368

Ferdinand Berthoud / Robert und Jean Baptiste Osmond, Paris, Höhe 500 mm, circa 1770
Museale "Goût Grec" Pendule mit Halbstunden/Stundenschlag "Zwei Genien der Musik"
Geh.: Bronze, feuervergoldet. Ziffbl.: Email. Werk: rundes Messing-Vollplatinenwerk, 1 Hammer / 1 Glocke, 2 Federhäuser, Hakenhemmung, Schlossscheibe, Kurzpendel mit Fadenaufhängung.
Das Gehäuse vorliegender Pendule ist charakteristisch für die Werkstatt der Bronziers Osmond, bestehend aus Robert und seinem Neffen Jean Baptiste Osmond. Sie waren glühende Anhänger des "griechischen Stils", dem "Goût Grec", wie der neue neoklassische Stil damals genannt wurde und besonders in den 1760er und 1770er Jahren in Frankreich beliebt war. Besonders "Säulenuhren" waren eines der beliebtesten Motive der Osmonder Werkstatt, von denen einzelne Komponenten immer wieder Verwendung fanden:
Zwei geflügelte Putti flankieren einen kannelierten, rechteckigen Säulenstumpf, der auf einem rechteckigen Sockel mit vier gedrückten Kugelfüßen platziert ist. Sie sitzen einander zugewandt und halten Notenblätter auf ihrem Schoß. Zu ihren Füßen liegen verschiedene Musikinstumente. Auf dem Säulenstumpf befindet sich das trommelförmige Uhrwerk, reichlich dekoriert mit Voluten, Girlanden, Lorbeer und Akanthus, sowie einer Vasenbekrönung.
Der 1711 geborene Robert Osmond wurde 1735 in der Werkstatt von Louis Regnard, "maître fondeur en terre et en sable", ausgebildet. Er erlangte 1746 seine Meisterwürde und ließ sich in der Rue des Canettes in der Gemeinde Saint-Sulpice nieder. 1753 holte er seinen Neffen Jean-Baptiste Osmond in seine Werkstatt, die er aufgrund der guten Auftragslage in die Rue de Macon verlegen musste. Robert wurde zum Geschworenen seiner Gilde ernannt, dessen Status ihm den Schutz seiner Rechte als Erfinder und Gestalter sicherte. 1764, im Alter von 22 Jahren, erhielt Jean-Baptiste seine Meisterwürde. Zwischen 1770 und 1775 stellte Robert schließlich seine Arbeit ein und starb 1789. Jean Baptiste, der fortan allein arbeitete, konnte jedoch den Konkurs nicht vermeiden.
Die Werke der Osmonds waren bei anspruchsvollen Sammlern und aristokratischen Mäzenen gleichermaßen gefragt. Sie arbeiteten mit den besten Uhrmachern der damaligen Zeit zusammen, darunter auch Ferdinand Berthoud (1727-1807), der 1747 aus der Schweiz nach Paris emigriert war. Berthoud war nicht nur ein ausgezeichneter Uhrmacher, sondern auch Autor mehrerer Bücher über die Geschichte, Theorie und Praxis der Uhrenherstellung.
Eine nehezu identische Bronzependule mit Genien der Musik von Robert und Jean Baptiste Osmond ist abgebildet und beschrieben in H. Ottomeyer and P. Pröschel, Vergoldete Bronzen, München 1986, Band I, S. 195, Abb. 3.12.7.

Verkauft

schätzpreis
10.00015.000 €
Realisierter Preis
13.800 €