99. Auktion

11.5.2019

Lot 196

Francis Perigal, Royal Exchange, London, Höhe 505 mm, circa 1780
Prunkvolle, englische, mit rotem Schildpatt furnierte Pendule für den osmanischen Markt mit Mondphase, Halbstunden-/Stundenselbstschlag und vier Melodien spielendem, stündlich auslösenden Carillon
Geh.: Eiche/Schildpatt/feuervergoldete Bronzebeschläge/Glas. Ziffbl.: Email/Silber/Champlevé Email. Werk: rechteckiges Messing-Vollplatinenwerk, 3 Federhäuser, 3 x Darmsaite/Schnecke, 1 Hammer/1 Glocke für Halbstunden-/Stundenschlagwerk, Rechenschlagwerk, Spindelhemmung, Kurzpendel. Musikspielwerk: Vor dem Stundenschlag stündlich auslösend, Stiftenwalze, 12 Hämmer / 8 Glocken.
Der mit rotem Schildpatt furnierte, leicht geschwungene Eichenkorpus ist oben abgerundet und wird von vier gedrückten, bronzenen Tatzenfüßen getragen, die an den Zargen in schön geschwungene Akanthusbeschläge übergehen. Die Kanten und die für den Klang des Carilllons durchbrochen gearbeiteten Seiten sind mit Rokokozierleisten- und gittern belegt. Rocaillenbeschläge auf und unterhalb des Korpus zieren die beiden verglasten Türen auf der Vorder- und Rückseite. Der abnehmbare, reich verzierte Giebel ist konvex geschwungen und wird bekrönt von einem vergoldeten Pinienzapfen mit Halbmond. Der aufwändig gestaltete Zifferblattfond besteht aus einer floral gravierten Platte und transluzid kobaltblauen und grünen Champlevé Blüten und Blättern. Das weiße Emailzifferblatt im unteren Teil besitzt osmanische Stunden- und Minutenangaben, sowie die Signatur "Francis Perigal, Royal Exchange, London", desweiteren reich verzierte, vergoldete Zeiger. Mit Hilfe eines kleinen Zifferblattes und eines kleinen Zeigers in der oberen Hälfte wird das Schlagwerk an- bzw. abgestellt ("Chime" - "Not Chime"). Mit einem weiteren Hilfszifferblatt in gleicher Weise daneben eine von vier Melodien ausgewählt. Zur Auswahl stehen: "Vschae Deuir" - "Samahe" - "Sabac Hafif" - "Beni Saikit".
Das rechteckige Vollplatinenwerk ist vollflächig mit Rankwerk und Blüten aufwändig und sehr fein graviert. Das Carillon hat 8 Glocken und 12 Hämmer und wird von der Vorderplatine über eine springende Auslösung zur vollen Stunde in Tätigkeit gesetzt. Es betätigt auf der Rückplatine eine justierbare Nockenscheibe, die über eine Kadratur nach beendetem Musikstück den Stundenschlag auslöst.
Die prachtvollen Tischuhren in diesem Stil aus der Zeit König George III. wurden von den großen Londoner Uhrmachern wie Markwick Markham, William Rich, George Prior und eben Francis Perigal hergestellt. Bemerkenswert an der vorliegenden Uhr ist die Mondphase mit einer sich drehenden Kugel - ein anderes Exemplar mit dieser Komplikation ist uns nicht bekannt.
Diese Uhr ist ein ausgesprochener Glücksfall für den engagierten Sammler, sie befindet sich noch im unrestaurierten Originalzustand. Die feuervergoldeten Beschläge sind nicht poliert oder gewaschen, das aufgelegte Schildpatt ist nahezu vollständig und wurde nie aufpoliert. Das Uhrwerk ist leicht oxidiert und verharzt, aber technisch einwandfrei. Man spricht hier auch von einem musealen Zustand.
Francis Perigal arbeitete ab etwa 1770 bis zu seinem Tod 1794, im Jahre 1781 wurde er als Mitglied ehrenhalber von der Uhrmacher-Gilde freigesprochen. Er stellte ausgesprochen feine und interessante Uhren her und wurde 1784 " Uhrmacher des Königs". Man weiß nicht viel über Perigal, aber die wenigen erhaltenen Uhren die seinen Namen tragen sind von mechanisch sehr reizvoll und von guter Qualität. Sein Sohn Francis übernahm den Betrieb nach seinem Tod und die Familie brachte noch einige weitere Uhrmacher hervor.

schätzpreis
40.00060.000 €
Realisierter Preis
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