100. Auktion

15.11.2019

Lot 65

Beeindruckendes Set zweier Glashütter Schuluhren mit Originalzeugnissen
Deutsche Uhrmacherschule Glashütte i/SA / Georg Fabian, Czarnikau (Posen), Werk Nr. 2522, 56 mm, circa 1913
Außergewöhnliches Tischchronometer mit Wippenchronometerhemmung - gefertigt in Qualität 1A - mit originaler Mahagonischatulle
Geh.: Messing, signiert. Ziffbl.: Email. Werk: 3/4-Platinenwerk, signiert, Komp.-Unruh mit 2 Goldgewichten und 6 Schrauben.
Deutsche Uhrmacherschule Glashütte i/SA / Georg Fabian, Czarnikau (Posen), Werk Nr. 2148, Geh. Nr. 2148, 53 mm, circa 1911
Goldene Glashütter Savonnette - gefertigt in Qualität 1A
Geh.: 14Kt Rotgold, monogrammiert, Gehäusemacher "F. Ehehalt, Stuttgart". Ziffbl.: Email. Werk: 3/4-Platinenwerk, signiert, Goldschrauben-Komp.-Unruh.
Vor uns liegen zwei Schuluhren von herausragender technischer und ästhetischer Ausführung in erstklassigem Zustand, die uns mit einem der besten Absolventen der Glashütter Uhrmacherschule bekanntmachen - und durch die vielen erhaltenen Dokumente auch mit seinem tragischen Schicksal.
Georg Fabian, der als Sohn des Uhrmachers Carl Fabian am 20. März 1894 in Czarnikau in der heute polnischen Provinz Posen geboren wurde, war von September 1909 bis September 1911 Schüler in Glashütte. Für diese erste Zeit an der Uhrmacherschule weist sein Abgangszeugnis eine beeindruckende Liste seiner Arbeiten aus: Ein Ankergangmodell, einen Mikrotaster, eine Zylinderuhr, eine Präzisionspendeluhr, ein elektrisches Zeigerwerk, ein Galvanoscop, eine Meßbrücke und die hier angebotene Savonnette mit der Nummer 2148, die angesichts der meisterhaften Ausführung nicht zu unrecht ein goldenes Gehäuse erhielt (was bei Schuluhren aus Kostengründen nicht die Regel war).
Während eines zweiten Aufenthalts an der Uhrmacherschule im Juli und August 1913 fertigte er als weiteren Beweis seines überragenden Könnens das Taschenchronometer Nr. 2522, "aus Rohmaterial vollständig selbst hergestellt", wie ihm der berühmte Prof. Ludwig Strasser eigenhändig bescheinigt. Im Oktober erhielt er bei der Lehrlingsarbeiten-Prüfung des Deutschen Uhrmacher-Bundes das Prädikat "hervorragend".
Im Mai des gleichen Jahres wurde Fabian Mitglied der Schülervereinigung Saxonia. Aus deren Dokumenten erfahren wir auch einiges über seinen weiteren Werdegang: Im Herbst 1914 hatte er sich als Kriegsfreiwilliger gemeldet und wohl bald eine schwere Verwundung am rechten Arm erlitten, die dazu führte, dass er die rechte Hand nie mehr gebrauchen konnte. Dennoch setzte er alles daran, seinen erlernten Beruf auch auszuüben, und konnte 1921 - jetzt in Berlin - die Meisterprüfung mit "gut bis sehr gut" ablegen, was die Uhrmacher-Woche entsprechend würdigte: "Das Ergebnis ist deshalb besonders erfreulich, weil Herr Fabian zu 70 % kriegsbeschädigt ist und nur noch mit der linken Hand arbeiten kann. Die Energie, die der Herr Kollege aufgewandt hat, um sein vor seiner Kriegsverletzung erworbenes Wissen trotz der Beschädigung wieder verwenden zu können, ist zu bewundern und verdient allerseits Anerkennung."

Verkauft

schätzpreis
35.00045.000 €
Realisierter Preis
30.000 €