90. Auktion

15.11.2014

Lot 250

Nikolaus Rensberg, Coburg, 68 x 68 x 42 mm, circa 1568
Bedeutendes Compendium
Geh.: Messing, vergoldet, Signatur "VNIVERSAL COMPAST NICOLAVM RENSPERGEM MATHEMATICVM", datiert 1568.
Auf der Vorderseite in feiner Flachstichgravur das Porträt eines Fürsten der Renaissancezeit. Auf den Seitenteilen verschiedene Sonnen- und Planetendiagrammen. Aufgeklappt: in die Innenseite des Deckels ist ein Kompass eingearbeitet. Das Unterteil enthält zwei drehbare Scheiben und fünf Gravurkreise zur Einstellung von Mondphase, Mondalter, Datum, Monat und Tierkreiszeichen.
Compendien und Taschenbestecke
Compendium, astronomisches Besteck oder Taschenbesteck bezeichnen ein Instrument, das mehrer Einzelinstrumente in stark miniaturisierter Form in sich vereinigt. In seiner Form ist ein Compendium meistens rechteckig, es kann auch rund oder fantasiegeformt sein, aber es ist immer aufklappbar. Zwischen Deckel und Grundplatte befinden sich einer oder mehrere Zwischenböden. Ferner sind alle Flächen mit Funktionen belegt. Dazu gehören Sonnenuhren, Monduhren, Sternuhren, Astrolabien, Umrechnungstafeln, Karten, Kalender und Angaben sonstiger, für den Gebrauch des Instrumentes benötigter Daten. Zu einem gut ausgestatteten Compendium können durchaus auch lose Teile gehören, die bei bestimmten Anwendungen aufgesteckt werden können, so zum Beispiel die Windfahne, der Lotaufsatz oder Lineale. Von Schissler kennt man sogar Compendien, die zusätzliche Einlegeplatten haben. Wegen der mit großem Aufwand verbundenen Herstellung waren Compendien den wohlhabenden Reisenden vorbehalten, oder sie wurden für Fürsten angefertigt. Überhaupt bestimmte der Reisende die Anforderungen an die Compendien, die dazu dienten, in den verschiedenen Ländern die ortsüblichen Zeiten festzustellen, sie in die gewohnte Zeit umzuwandeln oder Beobachtungen vorzunehmen. Und sie sollten den Wohlstand, die Aufgeschlossenheit und die Bildung des Besitzers ausdrücken. Die Universalität mit der Miniaturisierung sorgte jedoch dafür, dass die Compendien wegen der fehlenden Genauigkeit für wissenschaftliche Zwecke nicht zu gebrauchen waren. Die Vielfalt der Ausgestaltung war dagegen grenzenlos.
Quelle: Ralf Kern "Wissenschaftliche Instrumente in ihrer Zeit - Vom Astrolab zum mathematischen Besteck", Erster Band, Köln 2010, S. 429.
Provenienz:
- Herzogliche Kunstkammer, München, Inv. Nr. 1923/Ficklersches Inventarverzeichnis von 1599
- Uhrenmuseum Wuppertal
Beschrieben in:
- "Das Wuppertaler Uhrenmuseum" Berlin: Walter de Gruyter, 1971
- "500 Jahre Zeitmessung" Wuppertal: Jürgen Abeler, 1968
- "Alte Uhren und ihre Meister" Leipzig: Wilhelm Diebener, 1926
- "Wissenschaftliche Instumente in ihrer Zeit" Köln: Ralf Kern und Verlag Buchhandlung Walther König, 2010

Verkauft

schätzpreis
18.00030.000 €
Realisierter Preis
33.500 €