90. Auktion

15.11.2014

Lot 208

Van Blarenberghe zugeschrieben, 82 x 60 x 40 mm, circa 1770
Extrem seltene, ovale Schnupftabakdose mit Goldmontierungen und Gouache Miniaturen "Fêtes Galantes"
Geh.: Punzierte Goldmontierungen mit grünem Gold Akanthusrankendekor und vertieften, polierten gelbgoldenen Ovalen auf Sablé Grund, die Seiten lisenenartig unterteilt und mit Blüten- und Blattgirlanden dekoriert. Auf allen Seiten verglaste Gouache Miniaturen, detailreiche Darstellungen charakteristischer Szenen der "Fêtes Galantes" inmitten eines barocken Schlossparks, Szenen mit Festumzügen, Bootsfahrten, belustigenden Spielen, einer Gesellschaft mit Vogelkäfig, ein Paar beim Schaukeln, und einer pastoralen Schäferszene.
"Die Genauigkeit und Vollständigkeit aller Details (...), ist charakteristisch für van Blarenberghe. Genauso gestaltete er die bevölkerten Fest- und Schäferszenen auf den Dosen der 1770er Jahre. Van Blarenberghe signierte seine Malereien oft, aber nur mit seinem Zunamen; deshalb ist es schwer, sein Werk von dem seines Sohnes Henri-Joseph (1741 bis 1826) zu unterscheiden, der in ähnlichem Stil malte."
Quelle: Clare le Corbellier, "Alte Tabakdosen aus Europa und Amerika", München 1966, Seite 44.
Van Blarenberghe
Van Blarenberghe war der Name einer Dynastie von Malern; die Familie stammte ursprünglich aus Lille im fanzösischen Teil Flandern, aber einige ihrer berühmtesten Söhne lebten auch in Paris.
Henri-Joseph van Blarenberghe (24.11.1750 bis 1.12.1826), der Sohn von Louis-Nicolas war ebenfalls Maler und arbeitete oft mit seinem Vater zusammen. Henri Joseph und sein Vater lebten gemeinsam im Palast von Versailles und stellten dort Miniaturen für die feine Gesellschaft ihrer Zeit her. Vater und Sohn waren besonders für ihre Malereien auf Schnupftabaksdosen bekannt. Louis-Nicolas war außerdem offizieller Hofmaler bei den Feldzügen und folgte der Armee als Kriegsberichterstatter. Zwei seiner Töchter, Catherine-Henriette und Isabelle, waren als Zofen für die königlichen Kinder angestellt. Die Arbeiten von Louis-Nicolas und Henri-Joseph wurden im 19. Jahrhundert in großem Umfang von der Familie Rothschild gesammelt, eine Ausstellung ihrer Werke kann in Waddesdon Manor besucht werden. Eine äußerst umfangreiche Kollektion von Stücken der Blarenberghes wurde während des Verkaufs der Kunstschätze von Mentmore Towers 1977 veräußert.
Henri-Joseph malte neben den Miniaturen hauptsächlich Panoramen, häufig in Gouache. Seine Motive waren wie die seines Vaters oftmals aus dem militärischen Bereich und schlossen auch die französische Revolution mit ein. Er war außerdem Zeichenlehrer der französischen Prinzen sowie Gründer und erster Konservator des Palais des Beaux-Arts de Lille.
Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Blarenberghe, Stand 27.09.2013
"Fêtes Galantes"
Fête galante ist ein französischer Ausdruck für die berühmten Freizeitbelustigungen, denen die reichen aristokratischen Müßiggänger des 18. Jahrhunderts (etwa von 1715 bis in die 1770er Jahre) nachjagten. Nach dem Tod von Ludwig XIV. im Jahr 1715 wandten sich die Aristokraten des Hofes von der Pracht von Versailles ab und bevorzugten die intimere Umgebung der Pariser Stadthäuser, in denen sie sich elegant gekleidet ihren Spielen und Flirts hingeben oder Szenen aus der italienischen Commedia dell’arte aufführen konnten. Die wörtliche Übersetzung für die "Fêtes Galantes" lautet "galante Feste".
Fête Galante-Bilder bilden einen großen Teil der Kunst in der Rokoko-Stilperiode, die den Fokus der Kunst in Europa weg von der hierarchischen und standardisierten Darstellung kirchlicher und höfischer Motive und hin zur Wertschätzung von Intimität und persönlichen Genüssen richtete.
Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/F%C3%AAte_galante, Stand 28.9.2013
Aufgrund der architektonischen Details ist davon auszugehen, dass es sich bei dem abgebildeten Schlosspark um den Park des niederländischen barocken Palais Heet Loo handelt. Het Loo ist ein ehemaliges Königsschloss, nordwestlich von Apeldoorn in den Niederlanden.

schätzpreis
20.00035.000 €
Realisierter Preis
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