91. Auktion

16.5.2015

Lot 710

Johann Heinrich Seyffert à Dresden, Werk Nr. 54, 67 mm, 170 g, circa 1796
Bedeutende Präzisionstaschenuhr mit Regulatorzifferblatt - es handelt sich hierbei um die früheste, existierende, von Seyffert gebaute Taschenuhr mit Zylinderhemmung und die einzige bekannte mit justierbarer, bimetallischer Temperaturkompensation für die Unruhspirale
Geh.: Übergehäuse - Messing/vergoldet, aufgelegtes "Shagreen". Innengehäuse - Silber/vergoldet, glatt. Ziffbl.: Email, arab./röm. Zahlen, kleine Sekunde bei "4", Goldzeiger. Werk: Vollplatinenwerk, Schlüsselaufzug, gekörnt, vergoldet, signiert, Kette/Schnecke, runde Pfeiler, Zylinderhemmung mit Messingzylinderrad, dreiarmige Messingunruh, bimetallische Stahl-/Messingstange für Temperaturkompensation der Unruhspirale.
Johann Heinrich Seyffert (1751-1817)
Er war zu seiner Zeit wohl der bedeutendste Uhrmacher Sachsens, obwohl er vermutlich keine Meisterprüfung ablegte. Nach dem Tod seines Vorgängers Köhler wurde Seyffert Anfang 1801 Inspektor des Mathematisch-Physikalischen Salons. Seyffert gilt als "heimlicher und unernannter" Hofuhrmacher König Friedrich August I., welcher auch verhinderte, dass die Dresdener Kleinuhrmacherinnung ihn wegen seines mangelnden Ausbildungsnachweises die Ausübung des Handwerks untersagten. Seyffert verkaufte die meisten seiner Uhren an die königliche Familie, Wissenschaftler und Forscher. So verkaufte er beispielsweise einen bedeutenden Taschenchronometer von bemerkenswerter Ganggenauigkeit an Alexander von Humboldt.
Quelle: Reinhard Meis "A. Lange & Söhne", München 1997, Seite 18ff.
Die herausragende Bedeutung des heimlichen Hofuhrmachers Johann Heinrich Seyffert, der die meisten seiner Uhren an die Familie des Kurfürsten und späteren Königs Friedrich August I. verkauft hat, spiegelt sich in der Publikation "Dresden - in der Geschichte der Uhrmacherei" (Erinnerungsausgabe zum 50 jährigen Jubiläum der Firma Robert Pleissner, Dresden 1924) von Paul Pleissner (S.14) wieder:
"In der Kette der Entwicklung der Dresdner Uhrmacherei tritt uns zu Beginn des 19. Jahrhunderts vor allem ... Johann Heinrich Seyffert entgegen. ... Seyffert war gleichfalls eigener Pfadfinder in der Uhrmacherei... . War er für seine Zeit der unernannte Uhrmacher des Hofes, und kam selbst Alexander von Humboldt zu ihm, um Seyffertsche Chronometer als Beobachtungsuhren mit auf seine Reisen zu nehmen, so ist heute kein Zweifel, dass Dresden zu seiner Zeit keinen geschulteren und höherstrebenden Uhrmacher besaß als ihn. Er pflegte nur die technisch höher entwickelte, namentlich wissenschaftlichen Arbeiten dienende Uhr. Zu diesem Zwecke mühte er sich stets um vollkommenste Hemmungen. Allen Schmuck am Werke war er abhold. Er stand mit den bekanntesten französischen Uhrmachern, so mit dem Hause Breguet, in Verbindung. Die wenigen erhaltenen Arbeiten aus seiner Hand .... sind durchweg vornehme Arbeiten, die eine ernstere fachtechnische Ausbildung förmlich voraussetzen."

Verkauft

schätzpreis
42.00055.000 €
Realisierter Preis
39.600 €