92. Auktion

14.11.2015

Lot 295

Albert H. Potter & Co., Geneva, Werk Nr. 612, 55 mm, 144 g, circa 1889
Schwere Präzisions-Herrentaschenuhr mit Potters patentiertem Werkdesign und Wochentagsanzeige
Geh.: 18Kt Gold, gestuft, guillochiert, à goutte, Gehäusemacher-Punzzeichen "GLF". Ziffbl.: Email, radiale röm. Stunden, kleine Sekunde bei "3", Wochentagesanzeige bei "9", signiert, gebläuter Breguet-Zeiger. Werk: Sonderform-Brückenwerk "AP", signiert, vernickelt, "fausses côtes" Dekoration, verschraubte Goldchatons, Kolbenzahn-Ankerhemmung, Goldschrauben-Komp.-Unruh, zweiteiliger, rechtwinkliger Rückerhebel, Ausgleichsanker.
Albert H. Potter (1836-1908)
Potter wurde 1836 in Mechanicville, N.Y. geboren. Er beendete seine dreijährige Lehre bei Wood & Foley in Albany 1855 und eröffnete danach eine Reparaturwerkstatt in New York. Neben den Reparaturarbeiten konstruierte er etwa 35 Dreiviertelplatinen-Werke mit Anker- oder Federhemmung, die er für 225-350 Dollar verkaufte. 1861 ging Potter nach Kuba, wo er fünf Jahre blieb und weiter sowohl Reparaturen ausführte wie auch neue Bauweisen erprobte. Er konstruierte in dieser Zeit einen Viertelstunden-Repetiermechanismus und eine Art Duplex-Hemmung. Nach seiner Rückkehr nach New York erhielt Potter 1868 sein erstes Patent für eine Hemmung und zog bald darauf in den Westen der USA. Er hielt sich kurzzeitig in Minneapolis und Milwaukee auf, um sich schließlich etwa 1870 in Chicago niederzulassen. 1872 gründete Potter die Firma "Potter Brothers" mit seinem Bruder William Cleveland Potter; die Firma löste sich zwar 1875 auf, aber W.C. Potter führte die Geschäfte bis zu seinem Tod weiter. Bevor er die Vereinigten Staaten 1875 verließ, um sich in Genf niederzulassen (wo er 33 Jahre bis zu seinem Lebensende bleiben sollte), meldete Albert mehrere Patente für Kompensationsunruhen und Hemmungsverbesserungen an. Die Hälfte dieser Rechte überschrieb er an John H. McMillan in Chicago, der anscheinend ein Partner Potters bei seinen ersten Schweizer Unternehmungen war. Während seiner Zeit in Chicago hatte Potter einen Taschenchronometer entwickelt und gebaut, der wohl als sein Meisterstück angesehen werden kann. Dieser Chronometer war der Prototyp für mehrere Exemplare die er dann in Genf baute, wo er am 11. Februar 1876 seine Niederlassungsgenehmigung erhielt. In einem Artikel im Horologischen Journal vom Mai 1882 schrieb Potter, dass er für 14 verschiedene Hemmungen Konstruktionszeichnungen und funktionierende Modelle erarbeitet hatte. Eines davon war eine Tourbillon-Ankerhemmung mit einem feststehenden Hemmungsrad sowie einem Anker, der sich mit dem Käfig fünfmal in der Minute drehte - leider waren die Umkehrschwünge hierbei zu schnell für eine genaue Zeitnahme, so dass sich das System nie verkaufte und keine Uhren damit hergestellt wurden. Um seine Konstruktion zu verbessern meldete Potter 1886 ein Patent für eine Hemmung ohne Hemmungsrad an, wie von Deshay 1825 erstmals erfunden und von MacDowell während der Londoner Ausstellung 1855 erneut vorgestellt. Dieses Patent sowie einige andere Patente die sich auf die Charmilles-Uhr bezogen, wurden für angeblich 50.000 Dollar an die New Haven Watch Company verkauft. Die Charmilles-Uhr war nach ihrem Herstellungsort Charmilles in der Nähe von Genf benannt und stellte einen Versuch dar, zuverlässige Uhren zu niedrigen Preisen herzustellen. Albert H. Potter starb am 25. Januar 1908 in Genf.

schätzpreis
6.7008.500 €
Realisierter Preis
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