93. Auktion

14.5.2016

Lot 203

Piguet & Meylan à Brassus zugeschrieben, 58 mm, 188 g, circa 1820
Schwere, halbperlenbesetzte, prachtvolle Goldemail Herrentaschenuhr mit stündlich auslösendem Musikspielwerk, sowie sechs Automaten "à quatre couleurs", hergestellt für den chinesischen Markt
Geh.: 18Kt Roségold, exquisites, rückseitiges, polychromes Emailmedaillon mit einer feinen Komposition aus Sommerblumen auf opak apfelgrünem Grund, Schieber für Musik/Ruhe; Mittelteil ähnlich dekoriert mit transluzid blauen und roten Blüten und opak weißen und goldenen Ranken auf opak apfelgrünem Grund. Beidseitig mit Halbperlen besetzte Lunetten, Pendant und Bügel. Cuvette mit hochfeiner polychromer Emailmalerei unter Glas mit fünf aufgesetzten Automaten in vierfarben Gold: ein Mühlgarten mit panflötespielendem Hirtenjüngling an einem Mühlbach mit fließendem Wasser und daraus trinkendem Hund, sowie eine Schäferin beim Wollespinnen, die mit ihrem Fuss das bewegliche Spinnrad antreibt. Im Hintergrund eine Mühle, sowie ein Gehöft an einem Fluss vor alpiner Landschaft. Ziffbl.: Email. Werk: hoch komplexes Brückenwerk, Schlüsselaufzug, gekörnt, vergoldet, 2 Federhäuser, Zylinderhemmung, dreiarmige Goldringunruh, Musikspielwerk mit Vibrationsblättern.
J.D. Piguet et S. Meylan à Genève
Piguet war ein handwerklich geschickter Uhrmacher, der seine Uhren in Partnerschaft mit Henry Capt, Philippe Samuel Meylan, und später zusammen mit seinen Söhnen herstellte. Philippe Samuel Meylan kam als Zwanzigjähriger nach Genf, wo er für Louis Audemars & Cie. arbeitete. Er machte sich 1811 nahe Le Brassus selbständig, kehrte dann aber wieder nach Genf zurück, wo er Piguet kennen lernte und mit ihm eine Partnerschaft gründete. Isaac Daniel Piguet und Philippe Samuel Meylan firmierten von 1811-1828 in Genf unter der Bezeichnung "Piguet & Meylan". Dieses Unternehmen erlangte bald Bekanntheit durch die Produktion von dekorativen Email Taschenuhren für den chinesischen Markt und für Uhren, die mit besonderen Funktionen ausgestattet waren. Es wurden Automaten mit Tier- und Menschengestalt, aufwändige Musikspielwerke und Skelettuhren hergestellt.
Uhren für den chinesischen Markt
Das kaiserliche China erlebte im 18. Jahrhundert seine Blütezeit. Neben dem vermögenden Kaiserpaar konnten sich auch wohlhabende Kaufleute und Beamte teure Luxuswaren leisten. Sie kauften beispielsweise Uhren, entweder um ihre eigenen Sammlungen zu bestücken, oder aber um dem Kaiser mit Hilfe teurer Geschenke die Ehre zu erweisen.
In Europa erkannte man die aufkeimende Finanzkraft in der chinesischen Gesellschaft und begann neben dem Export aufwändig gefertigter Uhren schweizer Dependancen direkt in China zu eröffnen. Um den damaligen Zeitgeschmack zu treffen und den kulturellen Forderungen gerecht zu werden, untersuchte man die Vorlieben der "neuen" Kundschaft.
Die reich verzierten Uhrengehäuse hatten immer markante Dekore. Ihre Formen, Farben und Motive stammten aus der Natur. Sie zeichneten sich durch ihre unübertroffene Qualität und ihr wunderschön gestaltetes Design aus. Die Möglichkeit Form und Farbe facettenreich einzusetzen, machte die Verwendung von Blumenarrangements sehr populär. Es gab sie mit und ohne Taubendarstellungen, vor hellem oder dunklem, opak oder transluzid gestalteten Hintergründen - das, neben zahlreichen Landschaftsdarstellungen und figürlichen Motiven aus der chinesischen Tradition, beliebteste Sujet.

Verkauft

schätzpreis
110.000150.000 €
Realisierter Preis
151.200 €