94. Auktion

12.11.2016

Lot 149

Piguet & Meylan à Brassus und Jean-George Rémond à Genève zugeschrieben, Geh. Nr. 181, 61 mm, 137 g, circa 1820
Bedeutende, halbperlenbesetzte Goldemail Herrentaschenuhr mit Zentralsekunde für den chinesischen Markt "Ein Herz spielt falsch"
Geh.: 18Kt Roségold, die Rückseite mit feinst ausgeführtem, polychromem Emailmedaillon mit einer barocken Genreszene in einer Tavernen in der Marnier des flämischen Malers Théodore Rombouts (1597-1637): welche hinter den Kopf des älteren Spielers einen Spiegel hält, um so seinem Geliebten, dem jüngeren, das Spiel zu erleichtern; Mittelteil und Pendant dekoriert mit Champlevé Email; beidseitig mit Halbperlen besetzte Lunetten, Pendant und Bügel. Ziffbl.: Email. Werk: Brückenwerk, Zylinderhemmung, dreiarmige Ringunruh.
Provenienz:
- Sammlung Leonard Sax, Chicago (Sax war der bedeutendste Sammler für Emailuhren für den chinesischen Markt in der 2. Hälfte des 20.Jh.)
- Marouf Auktion VII 27.4.1974 Titelblatt, Lot 65
- Wuppertaler Uhrenmuseum Katalog, Abb. 174
- 71. Auktion bei Auktionen Dr. Crott am 19.11.2005, Lot 361
Das vorliegende Objekt ist ein Spitzen-Belegstück für die Blütezeit der Genfer Emailmalerei in der 1. Hälfte des 19.Jh.. Eine Qualität, die weder vorher noch nachher je wieder erreicht wurde. Die Emailmalerei ist die Königsdisziplin unter den Emailtechniken wie "Cloisonné" und "Champlevé". Die Miniaturmalerei dieser Genreszene ist von höchster Vollendung, was auch in der Vielfalt und feinsten Nuancierung der Farben zum Ausdruck kommt.
Die einzelnen Farben wurden bei einer Ofentemperatur von 800 bis 900° schichtweise entwickelt und verlangten äusserste Geschicklichkeit, Geduld und Erfahrung. Das "Einbrennen" erfolgte in 20 und mehr Schichten und Brennvorgängen, wobei jeder Vorgang die vorherige Arbeit in Frage stellte. Als Abschluss wurde ein transparentes Email als Schutzschicht und zur Intensivierung der Farben aufgetragen, auch als "Fondant de Genève" bekannt. Ein äusserst riskanter Vorgang. Um eine Emailminiatur dieser Qualität zu erreichen waren oft vier bis sechs Monate nötig.
J.D. Piguet et S. Meylan à Genève
Piguet war ein handwerklich geschickter Uhrmacher, der seine Uhren in Partnerschaft mit Henry Capt, Philippe Samuel Meylan, und später zusammen mit seinen Söhnen herstellte. Philippe Samuel Meylan kam als Zwanzigjähriger nach Genf, wo er für Audemars Frères arbeitete. Er machte sich 1811 nahe Le Brassus selbständig, kehrte dann aber wieder nach Genf zurück, wo er Piguet kennen lernte und mit ihm eine Partnerschaft gründete. Isaac Daniel Piguet und Philippe Samuel Meylan firmierten von 1811-1828 in Genf unter der Bezeichnung "Piguet & Meylan". Dieses Unternehmen erlangte bald Bekanntheit durch die Produktion von dekorativen Email Taschenuhren für den chinesischen Markt und für Uhren, die mit besonderen Funktionen ausgestattet waren. Es wurden Automaten mit Tier- und Menschengestalt, aufwändige Musikspielwerke und Skelettuhren hergestellt.

Verkauft

schätzpreis
50.000100.000 €
Realisierter Preis
52.100 €