96. Auktion

18.11.2017

Lot 61

Pierre Simon Gounouilhou zugeschrieben, 59 mm, 135 g, circa 1810
Bedeutende Goldemail Taschenuhr mit sieben Automaten "Die holländische Küche" - eine der gelungensten und komplexesten Automatenszenen, die in Genf im frühen 19. Jahrhundert hergestellt wurden. Nur noch sehr wenige dieser Automaten sind uns heute bekannt.
Geh.: 18Kt Rotgold, verglaste Rückseite mit polychrom emaillierter Genreszene und vierfarbig goldenen Automaten. Ziffbl.: Email. Werk: Brückenwerk, Schlüsselaufzug, Kette/Schnecke, 2 Federhäuser, Zylinderhemmung, dreiarmige Messingunruh.
Die Automatenszene in vierfarbigem Gold beschreibt eine holländische Küche mit folgenden Bewegungsabläufen:
1. links eine Magd beim Spinnen am Spinnrad
2. das sich drehende Spinnrad
3. in der Mitte ein loderndes Feuer in einer Esse
4. darin ein sich drehender Brathähnchenspieß
5. rechts ein springender Hund in einem Laufrad, der den drehenden Spieß antreibt
6. das Laufrad
7. am rechten Rand Brunnen mit fließendem Wasser
Im Vordergrund eine punzierte Szene einer Katze mit ihren Jungen in einem Korb, rechts daneben eine weitere auf dem Boden sitzende Magd. Der emaillierte Hintergrund ist polychrom bemalt und zeigt das weitere Kücheninterieur.
Der Automat wird werksunabhängig von einem Federhaus und Räderwerk angetrieben, das die Automaten mittels Nocken und Hebeln in Bewegung setzt.
Ein sehr ähnliches Exemplar befindet sich im Patek Philippe Museum (Band IV, S. 37, Inventarnummer S-962).
Die ersten Automaten wurden in Genf Ende des 18. Jahrhunderts entwickelt - kleine Meisterwerke, die Bewegungen von Lebewesen oder Gegenständen nachzuahmen wussten. Einige dieser Stücke wurden obendrein mit Mechanismen ausgestattet, die Musik erzeugen konnten. Der Stellenwert dieser Kunstwerke war sehr hoch, nicht nur auf dem europäischen Kontinent, sondern auch im chinesischen und osmanischen Reich.
Die holländische Küche ist aufgrund ihrer Komplexität eine der beeindruckendsten und zugleich seltensten Automatenuhren des frühen 19. Jahrhunderts und war eines der bevorzugten Sujets des Genfer Uhrmachers Pierre Simon Gounouilhou (1779-1847).
Insgesamt sind heute weniger als ein Dutzend dieser "Küchen"- Automaten bekannt. Sie befinden sich alle in bedeutenden Sammlungen und Museen. Ein weiteres Exemplar ist abgebildet und beschrieben in E. Jaquet und A. Chapuis "Histoire et Technique de La Montre Suisse", von 1945 und bei A Chapuis und E. Gelis, "Le Monde des Automates", Paris, 1928.
Der französische Protestant Pierre-Simon Gounouilhou (1779-1847) gilt heute als ein großer Uhrmacher voller Kreativität und Individualität, der die Uhrmacherindustrie in Genf maßgeblich beeinflusste. Im Jahre 1799 hatte er in Genf, Quai Neuf en l'Isle, Nr. 241 seine Werkstatt. Gounouilhou produzierte eine große Zahl von bemerkenswerten Stücken, wie Automaten, mit und ohne Musikspielwerk, Ringuhren mit Kommahemmung und Viertelstundenrepetition oder Jacquemart-Automaten. Im Februar 1829 war er einer der Unterzeichner einer Petition für den Bau eines neuen Observatoriums.

schätzpreis
100.000150.000 €
Realisierter Preis
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