99. Auktion

11.5.2019

Lot 22

A. Lange & Söhne, Glashütte B/Dresden, Werk Nr. 1204, 180 x 175 x 180 mm, circa 1940
Glashütter Ankerchronometer mit 35h Gangreserveanzeige, verkauft am 14.03.1940 an die Marinewerft Kiel. Mit originalem nummerierten Schlüssel 1204 und Begleit- und Prüfscheinen und Gangzeugnissen aus den Jahren 1952-1963
Geh.: Mahagonikasten. Ziffbl.: versilbert. Werk: Messingwerk, vergoldet, externe Zeigerstellvorrichtung, Federhaus, Griesbach-Chronometerunruh mit 4 Gewichten und 2 Schrauben.
Dieses Schiffschronometer von Lange & Söhne kommt mit einer hochinteressanten Sammlung von Begleitpapieren. Das Chronometer-Standbuch zur Nr. 1204 des Kieler Uhrmachers Happe beinhaltet zwar nur einen anfänglichen Eintrag von 1963, doch für die Jahre zuvor finden sich mehrere Begleitscheine zur Wartung und Reparatur, ausgestellt von Happe und von den Wempe Chronometerwerken. Unterzeichnet sind sie u.a. von Karl Hampel, der viele Jahrzehnte lang Regleur für Chronometer bei Wempe war. Zwei Gangzeugnisse des Deutschen Hydrographischen Instituts in Kiel vervollständigen diese Sammlung.
Die Werkstatt der Familie Happe in Kiel wurde bereits 1866 von Franz Happe gegründet; für seine Chronometer nutzte er zunächst englische Rohwerke, später bezog er sie aus Glashütte. Das Uhrengeschäft Happe besteht auch heute noch in Kiel.
Gemäß den Begleitscheinen aus dem Jahr 1961 war das Chronometer im Einsatz auf der "Käthe Grammerstorf" des Kieler Schiffsbauers Karl Grammerstorf. Die Geschichte dieses Frachtschiffs begann zur Hälfte im Jahre 1929, als der Frachtdampfer "Barmbek" in Flensburg in Dienst gestellt wurde. 1944 lief die "Barmbek" bei Maaloy in Norwegen auf ein Riff - eventuell ein Sabotageakt? -, wobei das Vorschiff zerstört wurde. Das Achterschiff, also der hintere Teil, wurde 1949 gehoben, mit einem neuen Vorschiff versehen und ging dann als "Käthe Grammerstorf" wieder auf Fahrt. 1957 zum Motorschiff umgebaut, havarierte es 1962 erneut, wrude aber dennoch später als "Eleftherios" weiter betrieben, bis es schließlich 1977 in Panama verschrottet wurde.
Ein Begleitschein von 1962, eventuell nach der Havarie der "Käthe Grammerstorf", weist dann als Einsatzort des Chronometers die "Heinrich Grammerstorf" aus, die als "Westfalen" 1952 gebaut, als "Heinrich Grammerstorf" seit 1955 und unter wechselnden Namen bis 1980 in Dienst war, ehe sie in Pakistan verschrottet wurde. Von diesem Schiff gibt es ein stimmungsvolles Bild vor der Kieler Altstadtsilhouette des Kieler Malers Otto Mulsov (1902-1973).

Verkauft

schätzpreis
5.00015.000 €
Realisierter Preis
5.000 €