105. Auktion

13.11.2021

Lot 180

Perseval à Reims

Seltene Kutschenuhr mit Viertelstundenselbstschlag, Viertelstunden/Stundenrepetition und Wecker - mit original Ledertransportgehäuse und Originalschlüssel

schätzpreis
11.00015.000 €
Realisierter Preis
-
Merkmale
Gehäuse
Silber, Rückseite mit aufgelegtem Chagrin-Leder, Bodenglocke, Schallöffnungen, Schnurzug für Repetition.
Zifferblatt
Email.
Werk
Vollplatinenwerk, Kette/Schnecke, 2 Federhäuser, 2 Hämmer, Spindelhemmung, dreiarmige Messingunruh.
Maße107 mm
Circa1810
LandFrankreich
Gewicht898 g


Die Identität des Uhrmachers Perseval oder Persevalle wirft viele Fragen auf. Geklärt ist, dass er um 1800 in Reims arbeitete. Sowohl der Name Perceval als auch Persevalle kommen als Signaturen auf verschiedenen Zeitmessern vor.
Im Buch Henry Louis Belmonts "La montre: méthodes & outillages de fabrication du XVIe au XIXe siècle: de la naissance de la montre à la période proto-industrielle", wird er als C. Perseval geführt, der auf der Industrieausstellung in Reims eine Maschine zum Herstellen von Feilen vorstellte. Andere erwähnen einen Michel François Persevalle als Uhrmacher in Reims und Erfinder dieser Maschine, mit der man je nach Größe und Feinheit des Schliffs zwischen fünf und zwölf Dutzend Feilen pro Tag herstellen konnte.
Quelle: www.watch-wiki.org/index.php?title=Perseval_-_Persevalle, Stand 29.10.2021


Sattel-, Karossen- oder Kutschenuhren, wie man sie heute nennt, sind dem Gattungsbereich der Reiseuhren zuzurechnen, also der frühesten Form der Räderuhr mit Federantrieb, da man auch auf Reisen möglichst genau gehende Zeitmesser haben wollte. Eigentlich sind diese Uhren große Hals-, Sack- oder Taschenuhren, die aber aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichtes nicht am Körper getragen wurden. Ihre Größe lässt sich durch die Notwendigkeit eines robusteren Gehäuses und einer größeren, weniger beeinflussbaren Unruh erklären. Sie zeigen auf der Vorderseite ein übergroßes Zifferblatt, meist aus Email, seltener Champlevé- oder Repoussé-Metallarbeiten. Sie verfügen über ein robustes Spindelwerk zwischen zwei runden Platinen, die mit zumeist fein ausgesägten und ziselierten oder kannelierten, balusterartigen Säulen verbunden sind. Die gravierten Federhäuser für Geh-, Schlag- und Weckerwerk sind wie die Einfallschürze meist fein graviert. Das Stundenschlagwerk verfügte anfänglich über eine Schlossscheibe, später über ein Fallrechenwerk, das man repetieren lassen konnte. Die Uhren sind für den Transport durch oft mehrere Gehäuse und zusätzliche Übergehäuse, welche später oft mit Schildpatt belegt waren, oder Lederetuis geschützt. Die Uhren sind in der Frühzeit aus feuervergoldeter Bronze, später dann in der Mehrzahl aus Silber. Ihre Größe bewegt sich zwischen 75 und 200 Millimetern Durchmesser.