102. Auktion

29.6.2020

Lot 405

Paris, Höhe 320 mm, circa 1800
Seltene Directoire "Pendule Au Bon Sauvage" aus vergoldeter und patinierter Bronze mit Halbstunden/Stundenschlag
Geh.: weißer Marmor, Bronze, feuervergoldet und patiniert. Ziffbl.: Email. Werk: rundes Messing-Vollplatinenwerk, 1 Hammer / 1 Glocke, Hakenhemmung, Schlossscheibe, Kurzpendel mit Fadenaufhängung.
Das runde Emailzifferblatt ist in einem gestuften weißen Marmorkorpus untergebracht und wird bekrönt von einer großen, mit Schilfpflanzen gefüllten Fussschale und flankiert von einer weiblichen und einer männlichen Figur mit Lendenschurz und Federschmuck. Die Frau links hält einen geöffneten Vogelkäfig in den Händen, der Mann rechts eine Taube. Beide sind einander zugewandt und sitzen auf runden Säulen aus Griotte-Rouge-Marmor. Die Sockelfront ziert ein appliziertes Flachrelief zweier geflügelter Pferde mit Fischschwanz, sowie ein Relieffries mit lebhaften Puttendarstellungen.
Das Motiv des aus einem Käfig freigelassenen Vogels gilt im 17. und 18. Jahrhundert als erotisches Symbol und findet sich in vielen zeitgenössischen Kunstwerken wieder. Ungewöhnlich bei vorliegender Ausführung ist die sichtbare Nacktheit der beiden profanen Figuren, die normalerweise nur bei der Darstellung mythologischer Gottheiten vorkam. Sie wird legitimiert durch das Ideal des unverdorbenen "Wilden", der in paradiesischer Landschaft lebt und seine natürliche Freiheit erlebt. Es ist die Lieblingsidee des galanten Zeitalters, die Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies.
Die Komposition folgt dem klassischen, pyramidalen, architektonisch beeinflussten Aufbau der Pendulen des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Die Figuren auf den Säulenstümpfen aus Griotte-Rouge-Marmor sind eigentlich austauschbar und ohne festen Bezug zum Uhrenkorpus an sich. Von den herkömmlichen, europäischen Figuren unterscheiden sie sich nur durch ihre patinierte Oberfläche und durch einzelne Attribute, wie die Federkrone oder den Lendenschurz.

schätzpreis
12.00016.000 €
Realisierter Preis
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