103. Auktion

7.11.2020

Lot 126

Breguet à Paris, Werk Nr. 4366, Höhe 1330 mm, circa 1835
Seltener Präzisionsregulator mit 5-Stab-Messing/Stahl-Rostpendel - verkauft am 4. September 1835 für 1350 Francs an Joseph Thaddäus Winnerl
Ziffbl.: Email. Werk: rundes Messing-Platinenwerk, Graham-Hemmung mit justierbaren Stahlpaletten mit eingelegten Saphiren, Messingpendellinse, schwere, kardanische Messingaufhängung für zwei Pendelfedern.
Über die "französischen Observatoriums-PPU" schreibt Jürgen Ermert in Band 2 seiner Präzisionspendeluhren-Reihe:
"Diese Normalzeituhren wurden nach besonderen Kriterien für Observatorien über einen langen Zeitraum nahezu gleichartig gefertigt. In der Fachliteratur findet man bei Erbrich und Roberts derartige Typen von Ferdinand Berthoud, Paris (von 1762), Louis Berthoud, Breguet, Jean Francois Henry Motel und Simon Vissiere (etwa 1870).
Zu diesem Uhrentyp gehörte ein bestimmter, relativ kleiner Zifferblattdurchmesser (etwa 160 bis 210 mm) mit dem von der Akademie der Wissenschaften vorgesehenen Aufbau des Emailzifferblatts, ein staubdichtes Gefäß in Form eines Messingzylinders, die massive Werkgestellplatte und alle sonstigen Merkmale einer hochpräzisen, auf Zeitmesszwecke hin orientierten Uhr. Das ganze System wurde üblicherweise ohne Kasten an den Kunden geliefert. Die Sekunden-, Minuten- und Stundenanzeige sind aus der Mitte heraus angeordnet. Der Werkzylinder wird als Gesamtheit mit dem Werk auf die Gestellplatte aufgesetzt, in der dann schon das Pendel eingehängt ist. Am unteren Teil des Werkzylinders erkennt man den Durchgang für Ankergabel und Pendel. Von wenigen Ausnahmen abgesehen findet man eine Graham-Hemmung, Monatsgang und Rostkompensationspendel. Teilweise wurde der Anker außerhalb auf der rückseitigen Werkplatine angebracht. Auch wenn um 1800 bei hochwertigen Uhren schon Steinlager üblich waren, wurden überwiegend noch normale Messinglager genutzt. Und auch Steinpaletten am Anker kamen erst später."
Eine treffende Beschreibung auch der vorliegenden Uhr, die die erwähnten Messinglager aufweist aber dazu den Anker mit den Steinpaletten. Der Durchmesser des Zifferblatts von 16 cm liegt am unteren Ende der üblichen Größen, die Werkgestellplatte von 25 mm Dicke dagegen ist wahrlich massiv zu nennen. Die Regulierschraube befindet sich in der Pendellinse, in der oberen Querverstrebung eine elegante verdeckte Abfallregulierung mit Rändelschraube. Der gesamte Zustand der Uhr ist hervorragend.
Interessant ist natürlich der Empfänger dieses hochwertigen Regulators: Nach den Breguet-Archiven wurde er am 4. September 1835 an keinen Geringeren als Joseph Thaddäus Winnerl (1799 - 1886) verkauft, der ab 1829 bei Breguet in Paris gearbeitet hatte, sich 1832 mit einem eigenen Geschäft selbständig machte und zu einem hochgeachteten Fertiger von Marinechronometern, Präzisionstaschenuhren und Präzisionspendeluhren wurde.

schätzpreis
80.000120.000 €
Realisierter Preis
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