A. Lange & Söhne Nr. 82019, Selbstschlag mit Minutenrepetition
In Hubers "Lange Liste" gibt es unter der Nr. 79 auf
Seite 224 einen kleinen Eintrag mit nur vier Uhren
"Selbstschlag (Grande et Petite Sonnerie und Minutenrepetition)".
In der kommenden Auktion von
Auktionen Dr. Crott/Stefan Muser in Mannheim am
7. November 2020 kommt eine dieser extrem seltenen
Uhren zum Aufruf. Wir kennen, laut Liste, nur
die Nr. 16005, eine goldene Savonnette, die 1883
verkauft wurde. Sie wurde damals für 3.500 Mark an
den Policorps Julius Lechle, Dresden, der als einjähriger
Freiwilliger diente, verkauft. Von dieser Uhr
haben wir aber bisher nie mehr etwas gehört.
Die zweite Uhr war die Nr. 62510, die schon einige
Male in Auktionen auftauchte und mit ihrem Glaszifferblatt
– auch das Werk ist verglast – eine ganz
außergewöhnliche Uhr darstellt. Verkauft 1911 für
2.210 Mark an Rudolf Stobbe, Alexandria/Ägypten,
wohl ein ägyptischer Konzessionär mit Verbindungen
in den arabischen Raum, denn die Uhr trägt auf
dem Zifferblatt den Schriftzug "AHMED KHEIR
BASHI". Wir kennen die Uhr aus der 71. Auktion
am 11. Mai 1987 bei Peter Ineichen in Zürich unter
dem Lot 53, mit zwei sehr schönen Farbbildern. Damals
wurde kein Preis angegeben, sondern nur drei
Sternchen. Leider habe ich auch keine Ergebnisse.
Wenige Monate später, im Juli 1987, tauchte die Uhr
bei Phillips in New York auf (Zuschlag bei 42.000
$, was zugleich das Limit war) = 130.000 DM. Bei
Christie's war sie dann wieder am 16. Mai 2011 in
Genf unter Lot 221, sie wurde bei 240.000 sfr zugeschlagen
plus Aufgeld und an einen deutschen
Sammler weitergereicht.
Die dritte Uhr, Nr. 62976, hat die Besonderheit, dass
das goldene Zifferblatt mit Fühlindexen versehen
ist, wohl für einen Blinden. Wie wir es ja auch bei
Breguet Uhren kennen. Verkauft wurde sie an den
berühmten Dresdner Händler und Sammler, Robert
Pleissner für 2.438 Mark, ebenfalls im Jahr 1911.
Die letzte Uhr, die verzeichnet
ist, ist jene jetzt wieder angebotene
Savonnette in einem Ludwig
XV.-Gehäuse, ihr damaliger Preis
(1925) betrug 4.000 sfr (merkwürdig).
Der Käufer, in den Lange
Unterlagen verzeichnet, war der
Chemnitzer Konzessionär Otto
Pohland, Nachfolger, der die
Uhr aber (wann?) wieder an die
Firma Lange & Söhne zurück
verkaufte. Leider sind auch der
Grund des Verkaufs und der Preis
nicht in den Büchern verzeichnet.
Als zweiter Verkauf, diesmal mit
graviertem Savonnette-Gehäuse
(Wappen von Hermann Göring)
zu einem Preis von 2.475 Mark.
Auf dem Innendeckel ist graviert
"In herzlicher Freundschaft zum
Weihnachtsfest 1934 A. Hitler"
Der Käufer war damals das
Uhrengeschäft A. Lünser, Berlin,
der laut der Aufstellung von W.
Becker in Klassik Uhren, Glashütte
damals XXII eine von fast 90 A.
Lange Uhren an die Reichskanzlei
verkaufte. Bei diesem Preis muss
der Erstkäufer aus Chemnitz Geld
verloren haben, bei einem damaligen
Einkaufspreis von 4.000
Mark.
Jetzt stellt sich mir noch die Frage, woher kommen
die Werke, ein silbernes Werk, vermutet wird L.E.
Piguet, aber auch LeCoultre scheint möglich. Als
Blanc (Rohwerk) geliefert und in Glashütte finissiert
oder komplett mit Glashütter Hemmung und den
Schliffen auf den Platinen? In R. Meis "A. Lange &
Söhne, eine Uhrendynastie aus Dresden" aus 2011
sind auf Seite 294/95 vorzügliche Bilder abgebildet.
Es gibt auch eine sehr schöne Unterzifferblattkadratur.
Ein Genfer Auktionshaus verauktionierte diese
Uhr am 14. Mai 2006, bei einem Limitpreis von
500.000 bis 600.000 sfr, Endpreis waren 760.900 sfr
inklusive Aufgeld. Ich bin sehr gespannt welchen
Preis die Uhr jetzt in der Novemberauktion erreichen
wird.